Köln -
Abenteuerlust und Liebe zur Natur: Vor vier Jahren hat Thilo Vogel seine Wohnung in Aachen gegen ein Zelt auf dem Auto eingetauscht, ohne Dusche, ohne Küche. Doch so kommt der Abenteurer viel herum. Ein Gespräch über Parkplätze, fließendes Wasser und über die wenige Tage im Jahr, die er doch noch zwischen vier Wänden verbringt.
Haben Sie schon immer wenig gebraucht?
Vogel: Ich hatte noch nie das Bedürfnis, Dinge anzuhäufen. Mich belasten Sachen eher als dass sie mich zufrieden machen.
Vermissen Sie manchmal ein festes Zuhause mit fließendem Wasser?
Vogel: Wenn du darauf achtest, dass du immer genügend Wasser im Kanister hast, brauchst du dir keine Sorgen um das Wasser zu machen (lacht). Aber wenn ich doch mal das Bedürfnis habe, in einem Haus zu schlafen, dann miete ich mich irgendwo ein, buche ein Hotel oder eine Ferienwohnung. Der Bedarf ist aber nicht da. Ich kann an vier Händen abzählen, wann ich das in den vergangenen vier Jahren mal gemacht habe. Meistens, wenn ich krank war. Ansonsten brauche ich das nicht.
Welche Vorteile hat das Dachzelt für Sie?
Vogel: Ich bin näher an der Natur, näher am Abenteuer. Mein Bedürfnis nach Freiheit wird so gestillt und ich bin unabhängig, mich immer und überall hinbewegen zu können. Das Dachzelt ist meine Höhle, dort kann ich chillen, Kind sein, die Natur beobachten. Ich bin Wind und Wetter ausgesetzt und kann mich selber spüren.

On the road: So sieht das Dachzelt zusammengefaltet aus.
Thilo Vogel
Ihre drei Tipps für Dachzelt-Interessierte?
Vogel: Erstens: ausprobieren. Vielleicht leiht man sich erst einmal ein Dachzelt für ein Wochenende, bevor man sich direkt eins kauft. Dann kann man selbst erfahren, was man braucht, ein Klappdachzelt, ein Hartschalen- oder Hybridzelt. Zweitens: einfach machen. Es gibt so viele Leute, die sich Gedanken machen: Was muss ich einpacken, wird es zu kalt oder zu warm? Ich finde, sie sollten einfach ihre Klamotten einpacken und es ausprobieren. Dann werden sie sehen, wie es läuft, anschließend kann man immer noch optimieren. Drittens: im Vorfeld informieren. Wenn jemand eher auf Sicherheit geht, dann kann man sich mittlerweile super informieren. Im Netz, aber auch bei Veranstaltungen oder Treffen von Dachzelt-Fans. Das ist ja das Tolle an uns Dachzeltnomaden: Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft geworden, die zusammen etwas erleben und sich austauschen möchte.
Wie groß muss eigentlich das Auto sein, auf dem das Dachzelt steht?
Vogel: Das ist vom eigenen Bedarf abhängig. Dachzelte gibt es beinahe für jedes Automodell. Wenn man schon ein Auto hat, braucht man sich kein Campingmobil kaufen, wenn man sich für ein Dachzelt entschieden hat. Das ist ein super Vorteil. Man kann nutzen, was vorhanden ist. Man muss ja nicht direkt die Sitze ausbauen, so wie ich das gemacht habe.
Mittlerweile ist ein richtiger Hype um das Dachzelt entstanden. Finden Sie das gut?
Vogel: Ich freue mich darüber, dass viele Leute meine Leidenschaft teilen. Ich habe keine Probleme damit, dass immer mehr Menschen auf diese Art und Weise unterwegs sind. Darin sehe ich eher einen Vorteil, und zwar für jeden. Denn es ist eine große Chance, dass ein Umdenken in unserer Gesellschaft stattfindet. In den vergangenen Jahren ging es immer nur ums höher, schneller, weiter. Jetzt hat Corona uns das Stoppschild gezeigt und die Leute gehen zurück zu den Basics.
Welche Menschen machen gerne im Dachzelt Urlaub? Was sind das für Leute?
Vogel: Vom Single bis zur Großfamilie, vom Handwerker bis hochstudiert – sie alle sind dabei. Ich habe festgestellt, dass die meisten sehr aufgeschlossene Menschen sind. Das sind ja eh die meisten Camper, weil man sich viel draußen bewegt. Man ist nicht ab- und ausgeschlossen, muss in Kontakt treten, wenn man irgendwo wild steht. Unter dem Strich aber sind die Menschen, die mit dem Dachzelt unterwegs sind sehr offen und hilfsbereit.
Welches Ziel steht als nächstes an?
Vogel: Als nächstes besuche ich meine Mutter zum Geburtstag. Es ist Familien-Zeit angesagt.
Und welches weitere Ziel ist noch Ihr Traum?
Vogel: Ich würde gerne mit einem VW-Käfer von Alaska bis Feuerland fahren, die ganze Tour durch Amerika. Natürlich mit Dachzelt.
July 24, 2020 at 07:00PM
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Dachzeltnomade: Thilo Vogel lebt seit vier Jahren in einem Zelt auf dem Autodach - Kölner Stadt-Anzeiger
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Vogel
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