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Thursday, July 16, 2020

Naturschutz: Mit der Vogel-Kartografin unterwegs in Beeskow - Märkische Onlinezeitung

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Beeskow (MOZ) Noch dominieren dunkle Wolken den Himmel, doch hin und wieder blinzelt auch ein Sonnenstrahl hindurch. Heike Ebert steht auf einem Feldweg am Rand von Bornow, einem Ortsteil von Beeskow. In der Hand hält sie ein Klemmbrett mit Karte, Tabellen, Abkürzungen von Vogelarten. Auf einem genau festgelegtem Areal kartiert sie vorkommende Vögel. Für das Landesamt für Umwelt.

"Ein Schwarzspecht", sagt sie und hebt den Finger. "Nicht zu sehen, aber zu hören." Eigentlich ist die Zeit der Kartierung bereits beendet. "In vier Durchgängen werden die Vogelarten erfasst, beginnend im März", so die Naturliebhaberin. Im Juni sei Schluss. "Die Auswertung, die sehr umfangreich ist, hat bereits begonnen", erzählt sie. Die Vorkommen, die sie registriert und per Kürzel in die Karte eingetragen hat, müssen in eine Tabelle übertragen und zusammengefasst werden.

Standortfestlegung schwierig

Jeder Vogel, den sie sieht oder hört, wird mit einem Kürzel und  verschiedenen Zeichen in die Karte eingetragen. "Das F+ auf dieser Karte steht für den Fitis, ein Singvogel aus der Familie der Laubsänger" erklärt Ebert. Das "F+" bedeutet, dass der Vogel gesungen hat. Ein "Sd" mit einem waagerechten Strich vor der Abkürzung sowie einem Pfeil und abschließendem senkrechten Strich stehe für eine Singdrossel, die fliegt und landet. Nicht nur die Übertragung, der einzelnen Kürzel stellt sich als kompliziert heraus: "Die Karten sind ziemlich klein", da gestaltet sich die genaue Standorteingabe schwierig." Besser wäre es, wenn markante Sichtpunkte wie beispielsweise Windräder in den Karten enthalten wären. Und während Heike Ebert den Satz noch nicht zu Ende gesprochen hat, zieht ein Roter Milan seine Kreise über dem Rotor einer Windenergieanlage, die einen schrillen Pfeifton von sich gibt. "Ein sehr unangenehmes Geräusch, welches es auch erschwert, sich auf die Stimmen der Vögel zu konzentrieren oder diese zu erkennen."

Ihre Durchgänge dauern jeweils etwa vier Stunden. Begonnen wird an einem festgelegten Startort mit dem Hineinlauschen in die Natur. "Wenn die Bäume voll belaubt sind, lassen sich Vögel nur schwer sichten, aber zu hören sind sie dennoch", bemerkt die 56-Jährige. Und: "Eine Mönchsgrasmücke", sagt sie mit Kennermiene. Wenn sie zu sehen wäre, ließe sich der Vogel an der so genannten Mönchskappe erkennen, welche sich bei den Männchen schwarz, bei Weibchen und Jungvögeln rötlich-braun auf dem Haupt abzeichnet. Doch sehen lässt sich der Vogel mit dem wohltönenden Gesang nicht.

Und auch der Ortolan, eine Vogelart aus der Familie der Ammern, ist zu hören, aber unsichtbar: "Der Gesang lässt sich gut erkennen, beginnt voll und schwellt ab, als würde der Vogel einschlafen." Als Zugvogel hat es der Ortolan schwer. Der Naturschutzbund (Nabu) schreibt: "Jährlich werden 30 000 der bedrohten Singvögel in Frankreich illegal getötet." Ortolane würden in der Gegend um Bordeaux als Delikatesse gelten.

Außergewöhnliche Arten

Heike Ebert kartiert seit etwa fünf Jahren Vögel für das Landesumweltamt, ist Mitglied im Nabu, sehr naturverbunden und bekennende Vegetarierin. Und über einen Ornithologen vom Nabu kam sie auch zu der Kartierung. Inzwischen wachsen in ihrem Garten Blühpflanzen für Insekten und zahlreiche Vögel finden einen Nistplatz. "Ein Haussperling nistet unter der Solaranlage, hat dort seine Nische gefunden", sagt sie. Man müsse immer das Ganze betrachten und der Natur Raum lassen: "Ursprünglich gab es die Kartierung um außergewöhnliche Arten zu erfassen. Heute um die Entwicklung der Arten festzuhalten." Sie hofft, dass bei negativen Trends dann auch gegensteuert wird.




July 17, 2020 at 10:00AM
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