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Monday, August 24, 2020

Musik: Ein Vogel muss noch besser das Zählen üben - Nordwest-Zeitung

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Oldenburg Zieht eine Stunde vor einem im Freien geplanten Konzert eine Regenfront vorbei, mögen Musiker schon mal daran denken, dass Wassermusiken jetzt gut ins Programm passen könnten, instrumentale von Händel oder Telemann, literarische von T. C. Boyle. Doch Brigitte Behrens (Violine), Frerk Meyer (Klarinette), Susan Rühl (Fagott) und Gabriele Hoeltzenbein (Klavier) sind natürlich bei ihrem einstudierten Mozart und Beethoven geblieben, sehr zur Freude der Hörerschaft auf dem im Rahmen des Möglichen voll besetzten Vorplatz der St.-Stephanus-Kirche.

So kommt die Kirchengemeinde in Bloherfelde zu ihrem „ersten Gartenkonzert“, ganz im Trockenen, ja, sogar von einigen Sonnenstrahlen beschienen. Solchen Glanz hat das Unternehmen absolut verdient. Akustisch erweist sich der von neuen Blumenbeeten und Installationen umgebene Freiraum als Gewinn. Die Ins­trumente kommen sehr präsent herüber. „Das könnte“, sagt Organisatorin Hoeltzenbein, „nicht das letzte Konzert dieser Art gewesen sein.“ In die Planung geht schon mal eins am 27. September mit dem Klavierquartett „Tastissimo.“

Die Ausführenden treffen sehr fein den serenadenhaften Ton in Mozarts Sonate für Klavier und Violine F-Dur KV 376, Beethovens „Gassenhauer-Trio“ op. 11 und einer Bearbeitung des Menuetts aus dem Septett op. 20. Doch alle Werke erhalten neben dem Charme auch ihr Gewicht.

Geigerin Behrens gestaltet die drei Sätze mit der rechten Fülle im Ton, aber auch mit der passenden Quirligkeit in den Läufen. Das ist ein Mozart in gelungener Balance. Pianistin Hoeltzenbein zeigt gleichermaßen ihre Souveränität wie ihre Spontanität. Sie hat eine unaufdringlich führende Art, zieht sich aber immer zurück, wenn andere das Wort haben. So entsteht ein sehr angeregtes Musizieren.

Beethovens Opus 11 mit dem Beinamen „Gassenhauertrio“ gibt es vom Komponisten in zwei Varianten: für Klarinette, Cello, Klavier und als klassisches Trio für Violine, Cello, Klavier. Vor St. Stephanus überraschen Rühl, Meyer und Hoeltzenbein mit einer dritten Fassung: für Fagott, Klarinette und Klavier. In dieser Klangmischung entwickeln die Drei ein kontrastreiches Spiel mit inspirierend angedeuteten Pointen durch die Bläser. Die meisten stecken natürlich im dritten Satz. Da verwurstet Beethoven in neun Variationen ein triviales Thema von Joseph Weigl, das damals in Wien gern gepfiffen wurde. „L’amor marinaro“? Würde wohl niemand heute mehr kennen.

In den Menuett-Nachklapp aller vier mischt sich dann von einem Beet her ein Vogel ein. Nun ja, etwas auffällig unrhythmisch. Als kritischen Kommentar kann er das wirklich nicht gemeint haben. Also: Bis zum nächsten Mal richtig Zählen üben!




August 24, 2020 at 10:07AM
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Vogel

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